116 Jahre Gastfreundschaft – Die Entstehungsgeschichte des Hotel Windschar
Die Geschichte des Hotel Windschar ist die Geschichte einer Familie, eng verflochten mit der Geschichte Südtirols und des Pustertals. 1908 als kleiner familiengeführter Gasthof eröffnet, hat sich das Urlaubsdomizil im Laufe der Jahre zu einem beliebten Wohlfühlort am Eingang des Ahrntals entwickelt.
1908 – 1930
November 1908 – Die Geburtsstunde der Windschar
Der „Pustertaler Bote“ berichtet am 24. November 1908 von der Eröffnung des neu erbauten Gasthofs Windschar durch die Wirtin Maria Harrasser. Dort stand zu lesen: „Es hatten sich viele Gäste eingefunden, sodass alle Lokale besetzt waren. Die Gastwirtschaft und die Gastfreundschaft waren gut und wird es wohl immer bleiben.“
Vom 1. Weltkrieg und einer Zeit der Veränderung
Der erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 brachte eine große Umwälzung ins Land Südtirol. Infolge der Italianisierung wurde aus dem Gasthof Windschar das „Albergo Stazione“. In den Folgejahren änderte sich nicht nur der Name, sondern auch die Widmung. Im Erdgeschoss blieb das Gasthaus bestehen, und im Obergeschoss wurde anstatt der Zimmer und Wohnräume das Gemeindeamt eingerichtet. Somit zierte das Gasthaus nun die Aufschrift „Municipio“ – auf Deutsch: Gemeindeamt.
Der Nachfolger der Wirtin Maria
Maria Harrasser-Hellweger war eine ambitionierte Wirtin und Gastgeberin und wollte dies auch so weitergeben. Daher sollte der drittälteste Enkel von Maria und Johann Hellweger und somit Sohn ihrer verwitweten Tochter, der zukünftige Wirt der Windschar sein. Florian Kronbichler, geboren am 1. Mai 1913, war tatkräftig in der Landwirtschaft des zur Familie gehörenden Wiesemannhofs tätig. Es gab einen großen Viehbestand sowie Felder und Wälder – dazu sollte jetzt die Windschar kommen. Eine große Herausforderung für den jungen Florian, der für die damalige Zeit schon eine gute Schulbildung hatte, die ihm ein erfolgreiches und ehrenhaftes Leben mit dem Wiesemanngut und der Windschar bringen würde.
1931 – 1980
Florian Kronbichler – Wirt, Bürgermeister und Verdienstkreuzträger
Florian Kronbichler war seit geraumer Zeit Wirt und Landwirt – aber dabei sollte es nicht bleiben. Der Anfang 30iger wurde am 27. Mai 1945 nach dem Sonntags-Gottesdienst auf dem Kirchplatz nahezu einstimmig zum Bürgermeister von Gais gewählt. Er stand der Gemeinde von 1945 bis 1974 als Bürgermeister vor. Am 8. Dezember 1975 wurde er ob seiner Verdienste zum Ehrenbürger von Gais ernannt. Im Jahre 1973 erhielt er in Innsbruck aus den Händen des Tiroler Landeshauptmanns Eduard Wallnöfer das Verdienstkreuz des Landes Tirol – die höchste Auszeichnung für besondere Verdienste zum Wohle der Allgemeinheit.
Private Einblicke in das Leben von Florian und Gattin Hermine
Florian Kronbichler war 36 Jahre alt, als er im Jahre 1949 die Kaufmannstochter Hermine Steger aus St. Lorenzen ehelichte. Sie war eine überaus tüchtige Frau, deren Lebensinhalt das Wohlergehen ihrer Familie und ihrer Gäste war. Sie war es auch, die neben dem Gasthaus Windschar in der Dependance ein Geschäft mit Lebensmitteln und allerlei Sonstigem zum Verkauf eröffnete. Ganz nebenbei führte sie auch den Haushalt im nach wie vor zum Familienbesitz gehörenden Wiesemannhof. Legendär war auch das „Büro“ von Hermine, das so manchen Computer- und Online-Freak zum Staunen bringen würde: Vom Zimmerverzeichnis bis zu diversen Bestellzetteln und Zimmerreservierungen hatte Hermine alles fein säuberlich geordnet und einen Bleistift stets in ihrer schwarzen Schürzentasche. Ein mobiles Office der damaligen Zeit sozusagen. Die schwarze Schürze war – wie Hermine selbst – legendär; sie trug diese täglich, selbst über dem Sonntagskleid.
Die Söhne von Hermine und Florian
An Stammhaltern fehlte es Hermine und Florian nicht, denn der Ehe der beiden entsprossen vier stramme Buben. Sohn Franz entschied sich für die Gastwirtschaft, die er bis 2013 erfolgreich führte, Sohn Josef übernahm den Wiesemannhof samt dazugehöriger Landwirtschaft. Sohn Eduard übernahm das von seiner Mutter gegründete Geschäft, das heute als Despar nach wie vor gegenüber dem Hotel zum Einkaufen einlädt, und Sohn Alois ist als promovierter Wirtschaftsexperte bis heute ein bekannter Tourismusberater – mit Bürositz in Gais.
1981 – 2013
Hotelübernahme durch Franz und Monika
Einer der vier Söhne von Hermine und Florian Kronbichler – Franz Kronbichler – übernahm 1981 gemeinsam mit seiner Frau Monika die Führung der mittlerweile vom Gasthaus zum Hotel gewordenen Windschar. Nach der Hochzeit mit seiner Frau Monika Wanker aus Bruneck, teilten sie sich die Arbeit im Hotel perfekt auf: Monika verschrieb sich mit Herzenswärme und Feinfühligkeit der Gästebetreuung, dem Housekeeping, sowie dem Ambiente samt Innengestaltung und trug somit maßgeblich zum heutigen Wohlfühlcharakter des Hotels bei. Franz hingegen kümmerte sich hauptsächlich um die Verwaltung und die finanziellen Angelegenheiten sowie um die Planung und Durchführung aller Baumaßnahmen.
Die Kinder von Monika und Franz
Sohn Hannes, der heute die Geschäfte des Hotels leitet, sowie das Zwillingspärchen Eduard und Sylvia sind der ganze Sonnenschein der Familie. Und sie sorgten auch dafür, dass ihre Eltern und Großeltern so richtig stolz auf sie sein können: Die Söhne Hannes und Eduard schlossen in Mailand erfolgreich ihre Wirtschaftsstudien ab und Schwester Sylvia promovierte in Bologna in Jura. Heute lebt und arbeitet Eduard seit Jahren erfolgreich in Genf im Finanzsektor. Seine Zwillingsschwester Sylvia hingegen blieb der Region treu und unterrichtet an der Oberschule in Bruneck Rechtswissenschaft.
2013 – heute
Hannes übernimmt 2013 das traditionsreiche Familienerbe
Bevor der älteste der Geschwister – Hannes Kronbichler – das Hotel 2013 übernahm, sammelte er noch wichtige Berufserfahrungen in einer namhaften deutschen Firma, die in der Schweiz im Finanzbereich tätig ist. Danach folgten Hotelerfahrungen in Kenia, St. Moritz und Stockholm, bevor es wieder näher Richtung Südtiroler Heimat ging. Diese Erfahrungen führten Hannes zu renommierten Hotels in Österreich – das eine auf der Turracherhöhe in Kärnten und das andere in der Bundeshauptstadt Wien. Nach den jahrelangen Erfahrungen im Ausland kehrte Hannes mit viel Know-how und Weitblick 2013 nach Südtirol zurück, um das Hotel von seinen Eltern Monika und Franz zu übernehmen, die in den wohlverdienten Ruhestand traten. Während Papa Franz die Freizeit, das Golfspielen und das Skifahren genießt, steht Mama Monika ihrem Sohn Hannes gerne noch zur Seite und übernimmt einige Aufgaben im Hotel, darunter das Dekorieren oder die Koordination der Zimmermädchen.
Über Altbewährtes und Veränderungen
„Das einzig konstante im Leben sind Veränderungen“, sagt schon ein bekanntes Sprichwort. So ist es auch in der Windschar: Veränderungen und Erneuerungen sind ein Teil der natürlichen Entwicklung jedes Betriebes. Denn Stillstand bedeutet Rückschritt. Vom Gasthaus zum 4-Sterne-Hotel gab es viele Schritte. Auch Hannes hat für die nächsten Jahre einiges an Umbauten und Zubauten geplant, um wieder neue Impulse zu setzen, damit auch in weiteren 110 Jahren das Hotel Windschar zu den führenden und traditionsreichsten Betrieben der Region zählen wird.
Tourismus aktiv mitgestalten
Seit dem Frühjahr 2017 ist Hannes im Vorstand des Südtiroler Hoteliers- und Gastwirteverband vertreten, wurde im Sommer in das Führungsgremium vom nationalen Hoteliersverband Federalberghi in Rom gewählt und gestaltet seither die Geschehnisse im Südtiroler und italienischen Tourismus aktiv mit.